2015 №1 (18)

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Holzer, Georg
Universität Wien
Wien, Österreich

Mittelalterliche slavisch-deutsche Zweisprachigkeit in Österreich im Lichte onomastischer Mischbildungen

Вопросы ономастики. 2015. № 1 (18). C. 7–16
DOI: 10.15826/vopr_onom.2015.1.001

Erhalten am 13. Januar 2015

Аннотация: Untersucht man die mittelalterliche slavisch-deutsche Zweisprachigkeit in heute österreichischen Gebieten, muss man zwischen der Zweisprachigkeit des Landes und der von in ihm lebenden Individuen unterscheiden. Der vorliegende Beitrag widmet sich in erster Linie der Frage, ob sich im Untersuchungsgebiet individuelle Zweisprachigkeit anhand von onomastischen Mischbildungen nachweisen lässt. Es stellte sich heraus, dass nur Lehnübersetzungen des Typs Tobropotoch (< slav. *Dobropotokъ, entspricht ahd. Guotpach) und gemischte Namensysteme des Typs Ötscher (< slav. *otьčanъ ‘Gevatter’): Muhmenalpe oder Sierning (< slav. *čьrnik-): Weißenbach zuverlässige onomastische Hinweise auf mittelalterliche individuelle slavisch-deutsche Zweisprachigkeit in den betreffenden Landschaften darstellen. Attributivkomposita des Typs Fohnsdorf (‘des Bans Dorf’; Ban < slav. *banъ) tun dies auch, sofern kein Appellativ *Fohn als entlehntes slav. *banъ im Deutschen existiert hat, also kein Beispiel wie das mit dem bereits entlehnten Appellativ Suppan (< slav. *županъ) gebildete Suppanshofstatt vorliegt. Auch „Nunkupativkomposita“ wie Retzbach, 1209 amnis qui Retse nuncupatur (Retse < slav. *rěcě, L Sg. Von *rěka) beweisen keine individuelle Zweisprachigkeit. Dasselbe gilt für deutsche Suffigierungen slavischer Namen wie Loising vom eingedeutschten *Leubsa (< slav. *Ljubьča sc. *vьsь ‘Dorf des *Ljubьcь’), für Mischbildungen mit deutschem Erst- und slavischem Zweitglied wie Niederfeister (Feister < slav. *bystra sc. *rěka ‘schnelle, klare’), „Pingpong“-Entlehnungen wie Lossnitz (< slav. *losьnica ‘verlostes Land’ von slav. *losъ < ahd./mhd. lôz ‘Los’) und sekundäre Mischnamen wie slav. *brězьnikъ ‘Birken-’ > dt. *Friesnik, volksetymologisch uminterpretiert zum Kompositum Friesenegg.

Ключевые слова: Slavisch, Deutsch, Zweisprachigkeit, Österreich, Namen, Mischnamen, Lehnübersetzung, Volksetymologie

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